Gnadenkapelle

Das Herzstück und das Ziel der Mariasteiner Wallfahrt ist die Gnadenkapelle. In Lauf der Jahrhunderte wurde die Felsenhöhle zu einer stimmungsvollen Kapelle ausgebaut, die man über eine in den Felsen gehauene Treppe mit 59 Stufen erreicht. Die Kapelle wird im Jahr 1434 zum ersten Mal urkundlich bezeugt.

Seit 1442 ist auch bekannt, warum sich hier eine Marienkapelle befindet: Ein Knabe soll an dieser Stelle ins Tal hinunter gefallen sein und auf die Fürbitte der Muttergottes auf wunderbare Weise unverletzt geblieben sein. Daraus bildete sich eine reich ausgeschmückte Legende, wie sich alles genau zugetragen hat. Bald zog der Pilgerort scharenweise Gläubige aus nah und fern an. Der Pfarrer von Metzerlen musste von einem Wallfahrtspriester unterstützt werden.


Gnadenbild

Das Gnadenbild ist eine sitzende, bemalte Madonna aus Stein, die das Jesuskind auf dem rechten Arm hält. Wie es schon alte Darstellungen zeigen, thront Maria mit ihrem Kind frei an der Felswand ("im Stein"). Die Herkunft des Bildes ist ungewiss. Es muss auf eine gotische Vorlage zurückgehen und wurde nach der Reformation, aber vor dem Bau des Klosters, aufgestellt.

Der offizielle Titel des Gnadenbildes heisst "Mutter vom Trost", die Pilger nennen es aber auch die lächelnde Madonna. Wie die vielen Dankestafeln zum Abgang in die Gnadenkapelle zeigen, erfahren viele Menschen bis zur heutigen Zeit Hilfe und Trost bei Maria. Die Tafeln bezeugen viele Gebetserhörungen.

Maria und Jesus sind stets mit einem prächtigen Stoffkleid ausgestattet. Insgesamt besitzen Maria und Jesus über zwanzig verschiedene Kleider, die alle von Pilgern gestiftet wurden, ebenso sind der Schmuck, den beide tragen, Pilgergaben. Die Kleider werden mehrmals im Jahr, je nach Festzeit des liturgischen Kalenders, gewechselt. 1926 wurde das Gnadenbild im Auftrag von Papst Pius X. vom päpstlichen Nuntius in der Schweiz feierlich gekrönt.


Die Gnadenkapelle ist ein Ort der Stille und der inneren Ruhe. Sie verleiht verzweifelten und suchenden Menschen den nötigen Halt und Hoffnung. Seit Jahrhunderten schenkt sie Orientierung und Unterstützung.

Eine Bauersfrau mit ihrem Kind hütet vor vielen Jahren das Vieh. Für eine Pause legt sie sich in eine schattige Höhle. Von der strengen Arbeit erschöpft, fällt sie in einen tiefen Schlaf. Als sie erwacht, vermisst sie ihr Kind. Sie macht sich verzweifelt auf die Suche und wird im Tal fündig. Das unverletzte Kind erzählt von seinem Sturz über den Felsen und wie sein Fall wundersam aufgefangen wurde. Zum Dank für die wundersame Rettung lässt der Vater über der Höhle, in der die Mutter schlief, eine Kapelle errichten. 

Trotz der langen Zeit hat die Legende nichts von ihrer Kraft und ihrer Aktualität verloren. Seit vielen Jahrhunderten übt die Grotte mit der lächelnden Madonna ihre Faszination unvermindert aus. Noch heute finden Menschen aller Länder, jeden Alters und jeder Hautfarbe, jeder Kultur und Religion an diesem bedeutenden Wallfahrtsort Mut, Hilfe und Trost.